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Verschwendete Romantik?

Bildnachweis: Loora Hertel
Bildnachweis: Loora Hertel

Ein warmer Frühlingsabend. So schön, dass man wieder barfuß laufen kann; die leichte Strickjacke rutscht schon von den Schultern. Langsam betrete ich den Holzsteg am See und betrachte die spielenden Lichter auf dem Wasser. Ich setze mich auf das warme Holz und beobachte den ersten Stern; der warme Wind trägt den Duft von Flieder zu mir herüber.

 

Normalerweise wäre ich jetzt in Anbetung versunken; voll Dankbarkeit für den schönen Tag. Doch heute spielen die Gedanken mir einen Streich. Wäre das nicht der perfekte Moment! Könnte nicht einer (der EINE!) vorbeikommen und sagen: „Hey, schöner Abend heute, nicht wahr? Bist du nicht die eine aus dem Chor? (wahlweise auch „aus der Gemeinde/von dem Insta-Account“)...“

 

So ein perfekter romantischer Abend, ideal für den Start einer Liebesgeschichte. Doch an mich ist diese Romantik verschwendet. Umsonst blinken die Sterne – es kommt keiner vorbei. Es gibt weit und breit einfach keinen, der mich sieht; der mich sehen könnte.

 

Einsamkeit und Traurigkeit drängen mir die Tränen in die Augen. Manchmal ist das alles einfach so sinnlos...  

Ganz leise höre ich eine Stimme in mir: Du weißt es besser! Du bist nicht allein! Du wirst geliebt! Du wirst gesehen! Dieser Abend ist ein Geschenk an dich! – Ach, Papa, im Moment wünschte ich mir einfach jemanden, der mich im Arm hält. Wie in dem Lied... – Dann höre dir doch einfach das Lied an!

 

Ich warte lang auf einen Prinzen stark und kühn, 

der mich im Arm hält und der mich liebt so wie ich bin. 

Bis er kommt warte ich am Wegesrand.

Seh zu wie das Leben an mir vorbei rennt.

Als dann eine Stimme zu mir spricht, Du sagst:

"Nimm meine Hand! Heute beginnt dein Leben!"

Und du nennst mich wunderschön.

Kannst bis in meine Seele sehn.

Den Schlüssel meiner Herzenstür hältst du immer schon. Nennst mich wunderschön.

Noch nie hab ich mich so frei gefühlt.

Ich liebe dich mehr in jedem Atemzug.

Bei dir will ich nur noch so sein.

Wie du mich schon siehst, weil du mich liebst.

Und du nennst mich wunderschön.

[„Wunderschön“ von Sharona]

 

Und die Worte holen mich ab. Dieser Abend ist wunderschön und wertvoll.

Keine Verschwendung!

 


Danke Loora Hertel für deine treffenden Worte und das schöne Bild!