Sara Eckel, Es liegt nicht an dir - 27 (falsche) Gründe, warum du noch Single bist, München 2015. (ISBN 978-3-442-17532-1 WG 2483)
Ich liebe dieses Buch. Jeder in einem christlich-gläubigen Umfeld wird das sicher kennen. Man trifft sich in neuer Runde, sei es ein Arbeits-, Gebets- oder sonstiger Kreis, und alle stellen sich vor. Es folgt der Reihe nach Name (bei Männern gleich danach der Beruf), Ehejahre und Anzahl der Kinder (und bei überkonfessionellen Veranstaltungen noch die Gemeinde- bzw. Kirchenzugehörigkeit). Dann kommt man selbst an die Reihe, erntet nach der Vorstellung mitleidige Blicke oder falls man den Beziehungsstatus wegließ, neugierige Fragen danach. Ich weiß, dann nie wie man höflich formuliert, was einem so durch den Kopf geht. Ich bin mir sicher, es kommt nicht gut an, wenn man ehrlich ist, wie zum Beispiel: „Ich gönne euch eurer Familienleben aus ganzem Herzen, aber habt ihr kein eigenes Leben, dass ihr eure Familie allen unter die Nase reiben müsst? Seht ihr nicht, dass jeder Mensch wertvoll ist, egal welchen Beziehungsstatus diese Person hat?“
All dieses wohlmeinende Mitleid, Nachfragen und die hilflosen Tipps unserer Freunde und Bekannten, können wir bald nicht mehr hören. Wir schätzen unsere Freunde, sehen deren Glück und auch, dass sie uns glücklich sehen wollen. Aber all diese Ratschläge sind nun einmal Schläge für unseren Selbstwert. Vor allem in Gemeinschaften, wo die Familie einen sehr hohen Stellenwert hat.
Und genau bei diesen Ratschlägen setzt die Autorin an. Sara Eckel ist freischaffende Journalistin in New York, schrieb unter anderem für Newsweek und Cosmopolitan. Das Buch ist eine Sammlung ihrer Kolumne über Singles, in der sie die häufigsten dieser Ratschläge regelrecht zerlegt und/oder wissenschaftlich widerlegt. Sie ist durchaus selbstkritisch mit einer Prise Humor. Das holt auf den Boden der Tatsachen zurück und ermöglicht einem sich selbst wieder anzunehmen. So wird der Selbstwert wieder hergestellt und das Singleleben leichter. Sie zitiert einige Studien, die belegen, dass Paare sich finden, auch wenn niemand von ihnen sich an die wohlmeinenden Ratschläge hielt. Im Original von Grimms Märchen „Der Froschkönig“ verwandelt sich der nervige Frosch nicht durch den Kuss der Prinzessin. Erst als sie ihn wütend an die Wand klatschte, wurde er zum Prinzen.
Gerade in Krisenzeiten oder wenn mein innerer Kritiker mal wieder einen Putschversuch startet, lese ich immer wieder gerne ein Kapitel daraus. Das ist auch so ein Vorteil dieses Buches: Es lässt sich kapitelweise lesen. Es von vorne bis hinten durchzulesen ist möglich aber keinesfalls nötig.
Für uns gelesen von Barbara Hauer, christliche Lebens- und Sozialberaterin i. A. © Jänner 2018.
Kontakt: barbara.hauer@gmail.com.